Beckett, Simon - Tiere


Rezension



Autor: Simon Beckett
Titel: Tiere
Verlag:Rowohlt Taschenbuch Verlag
Teil einer Reihe?:  Nein
Taschenbuch, 288 Seiten
Preis: 9.99€
ISBN-13:978-3499249150
Website: www.simonbeckett.de

Klappentext
Nigel ist sicherlich nicht der Hellste. Aber er ist meistens ganz guter Laune. Im Büro gibt es immer etwas zu kopieren, und außerdem sind da Cheryl und Karen. Auch im Pub, den seine Eltern früher führten und in dem Nigel jetzt wohnt, fühlt er sich wohl. Es gibt hier zwar kein Bier und keine Zigaretten mehr, aber Nigel interessiert sich sowieso mehr für Fernsehen und Comics. 
Und dann ist da noch der Keller. Hier hält Nigel seine Mitbewohner. Dass die nicht freiwillig da unten wohnen, stört Nigel nicht...
Inhalt
Erster Satz
"Ich hasse es, wenn Karen mit mir flirtet."


Nigel ist ein etwas anderer Mensch. Er liest Comics, schaut sich Walt Disney-Filme und Zeichentrick-Serien an und versteht von der Welt draußen nicht viel. Seine Erziehung bestand hauptsächlich darin ihn vor allem schlechten und bösen zu behüten, wobei mit schlecht und böse eigentlich alles gemeint ist. Diese Erfahrungen begleiten ihn auch noch im Erwachsenenalter, er verbietet sich zu fluchen oder ein böses Wort zu sagen - Einer Frau zu nah zu kommen, auch nur in Gedanken, löst in ihm sofort Gewissenbisse aus. Jedoch hat Nigel auch eine ganz andere Seite. In seinem Keller hält er nämlich Menschen gefangen, die in seinen Augen nichts besseres sind als Tiere. Prostituierte, Penner und Schmarotzer, die er angelockt hat um sie dann in seinem Keller zu halten. Warum er dies tut, scheint er jedoch selbst nicht zu wissen. Es ist einfach so. In Nigels einfacher kleinen Welt sind diese Menschen nichts mehr als Tiere und diese müssen auch so behandelt werden. Gehorchen sie nicht, bekommen sie einen Eimer Wasser über oder bekommen nichts zu fressen. Auch wenn Nigel sie gut behandeln möchte, denn immer wenn sie sich nicht benehmen und er sie bestrafen muss bekommt er ein schlechtes Gewissen, muss er doch manchmal streng mit den Tieren und sich selber sein - Auch wenn ihn das traurig macht.

Zitat
"Aber ich stand richtig neben mir. Wie ferngesteuert steckte ich das Video in den Recorder. »Ich hoffe nur, der Film ist gut«, meinte Pete, und Karen sagte ihm, er soll den Mund halten. [...] »Ich kann auch einen anderen einlegen, wenn du willst. Ich habe auch Bambi, wenn ihr wollt«, sagte ich. Sie starrten mich an.
»Meinst du den echten Bambi-Film?«, fragte Pete. »Ja.« ,sagte ich, »mit Klopfer und so.«
Niemand sagte etwas. Dann lachten sie sich mit einem Mal kaputt.
(S. 243)

Meinung

"Tiere" ist der letzte Band der Beckett-Werke, die nicht der David-Hunter-Reihe angehören, welches ich gelesen hab. Und im Vergleich zu den anderen drei (Obsession, Voyeur und Flammenbrut) auch der schlechteste. Beckett selbst schreibt, dass Nigel ein Täter sein soll, für den man als Leser jedoch trotzdem Sympathien entwickelt. Nun - Mir ist das nicht gelungen. Nigels Geschichte, die im Buch ja auch erzählt wird weckt Mitleid, aber keine Sympathien. Zudem erscheint die Geschichte für mich nicht stringent zu sein - Seine Erziehung oder das Verhalten der Eltern ihm gegenüber haben überhaupt keinen Bezug auf sein Verhalten gegenüber den Menschen, von denen er meint sie seien Tiere. Auch wird im Buch nirgendswo erwähnt, warum Nigel das tut. Dass er wirklich ein etwas zurückgebliebener Junge ist, der einfach meint das es so richtig ist, lässt sich hier nur vermuten. Denn ein Ziel verfolgt er nicht und Gründe legt er auch nicht an den Tag. 
Die Person des Nigels ist für mich also nicht wirklich nachvollziehbar und im Vergleich zu den Protagonisten der anderen Bücher erscheint Nigel als ein Mensch, der irgendwie gar kein richtiger Mensch ist.
Die Story an sich fand ich dennoch recht interessant. Auch die Schreibart von Beckett, welcher aus der Sicht von Nigel schreibt, ist einfach und flüssig, sodass das Buch in zwei Tagen durchgelesen war. Der Plot um Nigel und seinen Besuch nimmt überdimensionale Maßstäbe an, da bei Nigel so etwas noch nie vorgekommen ist. Er erlebt das alles zum ersten Mal und die Beschreibungen seiner Gefühle und Gedanken sind wirklich faszinierend. 
Was auch ganz interessant an diesem Buch war, ist die Tatsache, dass man von Anfang an bescheid weiß, was da vor sich geht. Es gibt kein großes Rätselraten oder Drumherumgerede - Von Anfang an ist alles offen und ehrlich. Ich finde das macht dieses Buch dann letztlich doch noch zu etwas Besonderem - Eine offene und ehrliche, wenn nicht sogar kindliche, Art mit Dingen umzugehen die gar nicht normal sind, jedoch in der Welt und im Kopf des Protagonisten es sind. 
Einen wirklichen Spannungsaufbau gibt es in dem Buch nicht - Es ist alles ziemlich nüchtern und erzählend geschrieben. Dadurch entstehen jedoch auch ziemlich langatmige Passagen und Kapitel, da wirklich nicht viel passiert, außer dass Nigel einkaufen geht oder sich ein Video ausleiht. Aber diese Normalität die er an den Tag legt, obwohl er zu Hause sich besondere Tiere hält, ist einfach etwas wirklich Unfassbares. 

Fazit

Eine Kaufempfehlung würde ich für das Buch jedoch nicht aussprechen. Die anderen Werke empfinde ich da als weitaus besser und lesenswerter. Dennoch hatte das Buch einen gewissen Reiz, auch wenn ich manchmal nur weitergelesen hab, weil ich mir dachte - Da muss doch noch was kommen. Auf meinem ph-O-Meter bekommt es deshalb die neutrale, grüne Farbe, weder besonders gut, noch besonders schlecht.




Das Buch in 3 Worten


langatmig ~ weltfremd ~ schwarzer Humor


Weitere Werke



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